Die Thüringer Landesausstellung 2016 präsentiert in Weimar und Gotha die Ernestiner als das protestantische Fürstenhaus, das Thüringen zwischen Reformation und Revolution über Jahrhunderte prägte. Sie findet in den beiden einstigen Residenzstädten statt, an denen die Häuser Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Coburg und Gotha ihren Haupt- und Regierungssitz hatten. An Originalschauplätzen werden das politische, höfische und kulturelle Leben, barocke Prachtentfaltung, reiche Kunstsammlungen und die Blüte der Wissenschaften anschaulich dargestellt: im Neuen Museum und im Residenzschloss in Weimar sowie im Herzoglichen Museum und dem Schloss Friedenstein in Gotha erwarten die Besucher attraktive Exponate aus mehr als vier Jahrhunderten thüringischer und europäischer Geschichte und Kultur.

In Weimar führt die Ausstellung durch die Handlungsfelder »Glaube«, »Reich und Nation« sowie »Wissenschaft«. Das Residenzschloss mit seiner Schlosskapelle ist mit den politischen Predigten Martin Luthers und der Etablierung der neuen Konfession als Staatsreligion 1525 eng verbunden. Auch der von hier aus im 19. Jahrhundert betriebene Wiederaufbau der Wartburg als Nationaldenkmal war ein Bekenntnis der Ernestiner zu ihrer Rolle als Beschützer des Protestantismus. Das Kapitel »Reich und Nation« zeigt, wie der anhaltende Gegensatz zum habsburgischen Kaiserreich bis auf den Konflikt zwischen Kurfürst Johann Friedrich und Karl V. im 16. Jahrhundert zurückgeht. Die Ernestiner sahen sich als Verteidiger der »Teutschen Libertät«, der Freiheit der Reichsfürsten gegenüber der kaiserlichen Zentralgewalt. Während des Dreißigjährigen Krieges standen ernestinische Herzöge an der Spitze der protestantischen Partei. Im Spannungsfeld zwischen den Mächten Preußen und Österreich bestimmten sie die politische Konstellation des Reichs und Europas mit. Die Förderung der Wissenschaften prägte wesentlich das Selbstverständnis der Ernestiner. Die neue Universität in Jena wurde nach dem Verlust der Kurwürde 1546  zum »wahren Wittenberg« und Hort des orthodoxen Luthertums. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sie sich zu einem Ort freier Wissenschaft. In der Goethezeit erlebte die universitäre Forschung in der Doppelstadt Weimar-Jena eine erneute Blüte. In Gotha bildete sich aufbauend auf der vom Hof geförderten alchemistischen Wissenschaft während der Aufklärung ein eigenständiger naturwissenschaftlicher Schwerpunkt aus.

Der Ausstellungsteil in Gotha konzentriert sich auf die Themen »Die Ernestiner und das Land«, »Die Ernestiner und die Familie« und »Die Ernestiner und die Künste«. Nach dem Verlust der Kurwürde 1547 waren die Ernestiner territorial auf den mitteldeutschen Raum beschränkt. Der Umstand, dass sich die Dynastie zeitweise in bis zu 10 Nebenlinien aufteilte, führte einerseits zu der viel zitierten thüringischen Kleinstaatlichkeit, schuf aber andererseits die Grundlage für eine einzigartige Vielfalt: Durch jeweils neu etablierte Regierungs- und Verwaltungsstrukturen und den Bau neuer Residenzen suchte jede Nebenlinie ihre Herrschaft zu festigen. Das Kapitel »Die Ernestiner und das Land« wirft ein Blick auf diese territorialen Veränderungen und zeigt die Vorbildwirkung einzelner »Musterstaaten« auf. Der Bereich »Die Ernestiner und die Familien« widmet sich unter anderem der Heiratspolitik der Ernestiner, dank der diese im 19. Jahrhundert Verbindungen zu Fürstenhäusern in ganz Europa knüpften. Weitere Fragen gelten den Mechanismen und Zielen des innerfamiliären Netzwerkes und gehen einem möglichen ernestinischen Erziehungskanon ebenso wie der familiären Memorialkultur auf den Grund. Der Aspekt »Die Ernestiner und die Künste« stellt die intensive Förderung von Kunst und Kultur in den Mittelpunkt. Gerade in diesem Bereich spielten die Vernetzung der einzelnen Höfe miteinander und der künstlerische Austausch eine entscheidende Rolle. Die reiche Theaterkultur, die Begründung bedeutender musealer Sammlungen und die Kontakte der Ernestiner zu Malern, Komponisten und Bildhauern werden ausführlich thematisiert.