22. 10. 2020

Die Erforschung eines sensiblen Sammlungsbestands kann beginnen – Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bewilligt Provenienz-Projekt

Die Stiftung freut sich sehr, dass das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg ihren Antrag für das Projekt „Provenienz und Geschichte der Sammlung indonesischer Schädel der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha“ bewilligt hat.

Das Forschungsprojekt wird die Herkunft von 30 menschlichen Schädeln erforschen, die seit den 1860er Jahren in der herzoglichen Sammlung im thüringischen Gotha nachgewiesen sind (zwischen 1864 und 1880 kamen sie in die Sammlung). Die Schädel stammen aus dem heutigen Indonesien, sind von mehreren Reisenden mitgebracht worden und als Schenkungen in die Gothaer Sammlung gelangt. Die Provenienz der Schädel soll in Zusammenarbeit mit Historikern, Anthropologen und traditionellen Interessensvertretern aus dem Herkunftsgebiet erforscht werden.

Die Forschungsarbeit wird sich auf die Akteure hinter diesem Depotfund konzentrieren. Wer waren die Menschen, denen die Schädel einst gehörten? Wie haben sie gelebt, weshalb und wie sind sie gestorben? Wie sind ihre Knochen in die Hände der Europäer gelangt? Und wer waren die Personen, die diese menschlichen Überreste nach Gotha brachten? Welche Rolle spielten Deutsche in niederländischen Kolonialkriegen? Darüber hinaus wird es um eine Bewertung der Geschichte gehen: War das Vorgehen im 19. Jahrhundert legal? Und heute? Was wäre ein angemessener Umgang mit diesem heiklen Museumsgut?

Kooperationspartner ist das Institut für Dayakforschung-21 in Palangka Raya/Indonesien. Als wichtiges Bindeglied zwischen den Kulturen und Kenner der Geschichte und Sprache Indonesiens wird der Ethnologe Adrian Linder M.A. fungieren. Er ist assoziierter Forscher am Institut für Sozialanthropologie der Universität Bern.


Der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ist ein transparenter und proaktiver Umgang mit dem brisanten Bestand wichtig. Der gesamte Forschungsprozess soll deshalb kontinuierlich kommuniziert werden, um eine Bewusstseinsbildung über den Umgang mit kolonialem und lokalem Kulturerbe anzuregen und zu fördern. Die Museumspädagogin und Kulturwissenschaftlerin Dr. Claudia Klein wird die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.