13. 06. 2019

Neue Fächerausstellung: „Auf den Punkt gebracht“ – Fächer mit Paillettenapplikationen 1760–1920

Passend zur sommerlichen Partystimmung präsentiert das Fächerkabinett besondere Stücke, deren Glitzern und Funkeln jede noch so kleine Bewegung betont: Fächer mit applizierten Pailletten aus drei Jahrhunderten. Diese Dekorationsform kam in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf, wobei zunächst die üppigen, gemalten Rokoko-Motive mit aufgeklebtem Stroh – französisch „paille“ – akzentuiert wurden. Bereits die Strohelemente belebten das Fächerblatt durch ihren Glanz – sie wurden später durch aufgenähten Flitter aus plattgewalzten Gold- und Silberdrahtlingen ersetzt, um die Lichtreflexion und damit den Schauwert noch zu erhöhen.

In der Zeit des Klassizismus verselbstständigte sich das aus Pailletten gebildete Ornament. Ganz im Geiste der schlicht-eleganten Empiremode bestanden die Fächerblätter nun aus dünner Seidengaze, auf denen dicht aufgenähte Pailletten geradlinige, der Antike entlehnte Motive bildeten. Gleichzeitig gewannen die Pailletten an Formen- und Materialvielfalt: So tauchten etwa blüten- und sternförmige Pailletten auf, die auch schon kostensparender nur aus vergoldetem oder versilbertem Eisenblech bestehen konnten. Eine reizvolle künstlerische Einheit entfalteten besonders die Paillettenfächer, deren Gestänge korrespondierend mit Metallscheiben – französisch „piqué point“ – eingelegt waren.

Im Zuge der allgemeinen historistischen Modeströmungen griff man ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dann besonders in der Zeit um 1900 auf die Empire-Paillettendekoration zurück. Typisch für diese Zeit sind die sogenannte Fontange-Form und das größere Format im Vergleich zu den Fächern um 1800. Zur selben Zeit erlaubte die Erfindung des Kunststoffs eine noch günstigere und trotzdem effektvolle Dekoration aus durchsichtigen, farbigen oder irisierenden Pailletten.

Die Kabinettausstellung im Herzoglichen Museum stellt nun bis 7. Oktober 2019 die schönsten Paillettenfächer aus der Sammlung Herzog Augusts und der Stiftung Ute Michaels vor. Ausgewählte Stücke aus der Modesammlung des Historischen Museums ergänzen die kleine, feine Präsentation.

In der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha befindet sich eine der bedeutendsten Fächersammlungen Deutschlands. Bereits kurz nach 1800 unter Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1775–1822) angelegt und später geringfügig erweitert, umfasst sie heute annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnografische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika. Im Jahr 2011 wurde die Gothaer Sammlung durch eine großzügige Dauerleihgabe der Münchner Stiftung Ute Michaels um annähernd 500 Fächer aus vier Jahrhunderten erweitert. Aus konservatorischen Gründen können die empfindlichen Stücke nur in zeitlich begrenzten Wechselausstellungen gezeigt werden. Mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten werden sie im Fächerkabinett des Herzoglichen Museums präsentiert.

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