11. 08. 2022

Luxus, Kunst & Phantasie – Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg als Sammler

Extravagant, geistreich und unorthodox – Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772 – 1822) ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten, die den Friedenstein geprägt haben. Für die Gothaer Sammlungen ist der Herzog von zentraler Bedeutung. Anlässlich des 250. Jubiläums seines Geburtstages und seines 200. Todestags rückt die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha diesen außergewöhnlichen Fürsten in das Zentrum einer umfassenden Sonderschau.

Die Ausstellung „Luxus, Kunst und Phantasie – Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg als Sammler“ beleuchtet Leben und Werk des Herzogs und rückt seine mannigfaltigen Sammlungen sowie sein künstlerisches Wirken in den Fokus. Sie hinterfragt die überlieferten und bis heute gängigen Klischees über Herzog August und nähert sich differenziert seiner Persönlichkeit an. Die Schau ist vom 14. August 2022 bis 19. Februar 2023 im Herzoglichen Museum Gotha zu sehen.

Stiftungsdirektor Dr. Tobias Pfeifer-Helke sagt über den Herzog: „Ein osmanisches Kräuterbuch, die Tatze eines Löwen aus Ägypten, zwei wundervolle Buchsbaumfiguren der Renaissance, Löffel aus Konstantinopel, französische Fächer oder chinesische Kleider: Herzog August war ein Kosmopolit und kein Vertreter eines Denkens in Schubladen. Er hat die Dinge nicht nur gesammelt, weil sie ihm gefielen, sondern auch um unbekannte Welten kennenzulernen. Damit ist er bis heute ein Vorbild für die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.“

In den weniger als zwei Jahrzehnten seiner Regierung ließ August mit großer Kennerschaft Sammlungen zusammentragen, die zu einem großen Teil bis heute internationales Ansehen genießen. Er sicherte seinem Haus eine der frühesten Sammlungen altägyptischer Kunst in Europa und richtete bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Schloss Friedenstein ein Chinesisches Kabinett ein. Vieles aus seinem privaten Besitz wurde nach seinem Tod zur Begleichung seiner Schulden versteigert, anderes fand Eingang in die herzoglichen Sammlungen oder prägt noch immer die Räume in Schloss Friedenstein.

Herzog August korrespondierte mit Künstlern und führenden europäischen Intellektuellen, er dichtete, verfasste Märchen und Romane und dilettierte als Maler und Komponist. Mithilfe versierter Musiker wie Carl Maria von Weber, Friedrich Heinrich Himmel oder seines Hoforganisten Johann Christoph Reinhardt fügte er seinen Dichtungen eine musikalische Dimension zu, der Maler Joseph Grassi verlieh ihnen eine bildliche Gestalt. 

Die Kuratorin der Ausstellung Dr. Friedegund Freitag sagt über ihre intensive Beschäftigung mit Leben und Werk des Herzogs im Vorfeld der Ausstellung: „Hinter dem leicht klischeebehafteten Bild von Herzog August als buntem Paradiesvogel habe ich eine witzige, wissbegierige, ungezügelte, kluge, anstrengende und trotz allen Quellenstudiums letztlich unergründliche Persönlichkeit entdeckt. Sein Netzwerk von Kunstagenten, Künstlern, Gelehrten, Händlern, Adeligen und Bürgern eröffnet ein faszinierendes Kaleidoskop spannender Geschichten. Letztlich haben wir nur an der Oberfläche gekratzt. Es bleibt noch viel zu forschen.“

Die Ausstellung gibt darüber hinaus Zeugnis der kollegialen Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen auf dem Friedenstein. So unterstützt die Forschungsbibliothek Gotha die Schau mit wertvollen Leihgaben wie Handschriften – darunter beispielsweise eine Anthologie zum Thema Wein, ein osmanisches Kräuterbuch oder der Alexanderroman „İskendernāme“.

Ergänzend zur Ausstellung der Stiftung veranstaltet das Forschungszentrum Gotha vom 23. bis 25. November 2022 eine Tagung, die den Titel „Herzog August von Sachsen-Gotha: Fürst, Literat und Kunstkenner mit fluider Geschlechteridentität“ trägt. Die Tagung beschäftigt sich in erster Linie mit den literarischen Aktivitäten des Herzogs aufgrund seines 6.000 Seiten umfassenden, bisher nie ausgewerteten literarischen Nachlasses. Prof. Dr. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums Gotha, präzisiert: „Fast täglich hat August fiktive, empfindsame Briefe diktiert. Außerdem wird seine schillernde, fluide geschlechtliche Identität zwischen Mann und Frau im Mittelpunkt stehen, sein Umgang mit der Mode und mit Büchern, aber auch seine Politik, seine Verschuldung und sein Delegieren aller praktischen Dinge an seine Minister.“

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog im Sandstein Verlag erschienen, der durch die großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht wurde.

Herzogliches MuseumSonderausstellungHerzog August 2022