1. 02. 2018

Der Kanzler kommt

Aller guten Dinge sind drei: Nach Bismarck und Schröder stattet nun ein weiterer Kanzler Gotha einen Besuch ab. Im Herzoglichen Museum, direkt gegenüber des Gothaer Liebespaares, hatte er unter einem Tuch, vor den Augen des Publikums verborgen, darauf gewartet, vom Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch der Öffentlichkeit vorgestellt zu werden. Heute haben die Stadt Gotha und die Stiftung Schloss Friedenstein feierlich gemeinsam ein Gemälde des Renaissance-Malers Lucas Cranach dem Jüngeren enthüllt.

1555 hatte der Künstler ein lebensgroßes Porträt des Sächsischen Kanzlers Christian Brück angefertigt. Es zeigt den Mann, der auf grausame Art und Weise mit der Geschichte der Stadt verbunden ist, war er doch am 18. April 1567 auf dem Gothaer Hauptmarkt gevierteilt worden, weil er in die sogenannten Grumbachschen Händel verwickelt war. Eine Gedenkplatte auf dem Platz erinnert noch heute daran.

2017 wurde das Gemälde im Rahmen der Ausstellung „Cranach – Meister Marke Moderne“ im Düsseldorfer Museum Kunstpalast erstmals öffentlich präsentiert, bei der auch die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha als Leihgeber vertreten war. Vor diesem Hintergrund stellte der Autor Mirko Krüger den Kontakt zwischen den Besitzern und der Stadt Gotha her. Dank der Vermittlungsarbeit des Gothaer Oberbürgermeisters Knut Kreuch, des Ehrenbürgers Dr. Edgar Jannott und der fachkundigen Betreuung der Stiftung Schloss Friedenstein kann das Zeitzeugnis Gothaer Geschichte nun auch an dem Ort gezeigt werden, für den es eine große Relevanz besitzt.

 

Für vorerst zwei Jahre soll das Gemälde im Herzoglichen Museums Gotha ausgestellt werden, als Leihgabe der Joachim und Susanne Schulz Stiftung (Amorbach), die das Werk von einer privaten Sammlerin erhalten und dafür keine direkte Verwendung hat. Am Donnerstag, 1. Februar 2018, 9 Uhr, wird das Gemälde im Rahmen der Pressekonferenz des Gothaer Oberbürgermeisters der Öffentlichkeit präsentiert. Stadt und Stiftung stellen das Gemälde aus, in der Hoffnung, es für Gotha dauerhaft zu sichern und anzukaufen.

Weitere Infos zu Gemälde und Geschichte

Das Gemälde zeigt Brück in Dreiviertelansicht vor einem monochromen graugrünen Hintergrund. Er trägt ein pelzbesetztes Obergewand, ein schwarzes Barett und um den Hals eine doppelte Kette mit einer Bildnismedaille des sächsischen Herzogs Johann Friedrich II. von 1554. An seiner linken Hand trägt Brück mehrere Ringe, darunter sein Siegelring mit Initialen. In seiner Rechten hält er eine Perlenkette. Das Gemälde ist mit der Cranachschlange links oben signiert und auf 1555 datiert, eine Inschrift gibt das Alter des Dargestellten mit 37 Jahren an.

Christian Brück wurde, wenn man von der Bildinschrift des Gemäldes ausgeht, anscheinend bereits um 1518 (also nicht wie bisher angenommen 1516) in Wittenberg geboren. 1532 (mit 14 ??) schrieb er sich an der dortigen Universität ein und wurde bei Philipp Melanchthon ausgebildet. 1543 legte er an der Universität Wittenberg die Promotion im Fach Jura ab. Im gleichen Jahr wurde er Rat und Diener von Kurfürst Johann Friedrich I., dem Großmütigen. Ab 1546 befand sich Brück mit seiner Familie als Folge des Schmalkaldischen Krieges auf der Flucht. 1555 wurde er als Kanzler von Johann Friedrich II., dem Mittleren, nach Gotha berufen. Vermutlich aus diesem Anlass entstand das Porträt, welches Brück somit auf dem Höhepunkt seiner Karriere zeigt.

Durch die Verstrickung in die sogenannten Händel des Ritters Wilhelm von Grumbach wurde er verurteilt und am 18. April 1567 auf dem Gothaer Hauptmarkt gevierteilt. Die schaurige Verurteilung wird wie folgt beschrieben: „Grumbach und Brück wurde vorher die Brust geöffnet, das Herz aus dem Körper gerissen und ins Gesicht geschlagen, wobei der Scharfrichter ihm zurief: ‚Sieh Grumbach, dein falsches Herz‘. … Die Körperteile der Gevierteilten wurden auf zwölf Stangen vor den Toren Gothas ausgehängt. Das Sühneschwert wird heute von der Unteren Denkmalbehörde in Würzburg aufbewahrt.“

Die Gothaer Familie Brück war mit der Familie Cranach über mehrere Generationen eng verbunden. 1541 heiratete Lucas Cranach d. J. Barbara, die Tochter von Gregor Brück. Dessen Sohn Christian Brück heiratete 1543 die Tochter von Lucas Cranach dem Älteren, die ebenfalls Barbara hieß. Somit war Christian Brück also der Schwager von Cranach d. J.. Durch eine Tochter Brücks, die den Bürgermeister von Weimar heiratete, wird eine Ahnenlinie begründet, die zu Johann Wolfgang von Goethe führt.

Herzogliches MuseumCranach